
Das Thema KI im Kino ist brandaktuell und erregt die Gemüter. Das zeigte zuletzt unter anderem die hitzige Debatte über den Einsatz von KI-Tools im Oscar-Favoriten The Brutalist. Im Kern dieser Debatte steht letztendlich die Frage, welcher Einsatz von KI ist bedenklich und welcher nicht. Es geht um ethische Fragen und darum, wo der kreative Schaffensprozess anfängt und wo er aufhört. Passenderweise läuft im Forum der Berlinale jetzt ein Film, der sich wirklich offensiv mit dem Thema KI auseinandersetzt. What’s Next heißt der Film von der Regisseurin Cao Yiwen und stellt praktisch bereits im Titel die Frage nach dem Umfang mit der KI im Kino. Was machen wir jetzt, wo sie da ist?


Aber was ist das überhaupt für ein Film? Über knapp 70 Minuten Laufzeit werden unzählige kurze KI-Clips präsentiert. Jede Einstellung ist rund 3-4 Sekunden lang und untermalt von recht generischer Ambient-Musik, die ebenfalls gut und gerne KI-generiert sein könnte. Es gibt kein Voice-over und auch sonst keine größere Form der Erzählung. Die Bilder sind lediglich ein wenig thematisch sortiert. Erst kommen die gruseligen Unterwasserwesen, es gibt lachendes Gemüse und später sehr viele verstörend leere Kinderaugen. Oft besteht die Einstellung daraus, wie sich ein Mensch in Richtung Kamera dreht und sie auf ihn zufährt. So bietet der Film zumindest eine minimale Erzählung an: von bunten “paradiesischen” Bildern geht es immer tiefer hinein in den Abgrund. Mal sind die Bilder knallbunt, mal in schwarz-weiß und alles bewegt sich in Zeitlupe. Neu wirken diese Bilder nicht, es fühlt sich eher wie eine sehr ausgedehnte Tech-Demo an, die aber vor allem zu zerstören weiß. Es sind außerdem zutiefst generische Bilder: die leidenden Kinder wirken wie aus einer schlechten UNICEF Werbung, manch andere Einstellung mit tief stehender Sonne sieht wie stock footage aus, man weiß, wo die KI ihre Bilder her hat und merkt genau in dem Moment wie leer diese Kreationen sind. In diesen Bildern steckt keine Aussage, kein kreativer Gedanke und auch das einzige, was hier noch menschlich ist, nämlich die Montage, verpasst es, die Bilder in irgendeinen interessanten Sinnzusammenhang zu setzen. Diese Bilder stehen für sich und damit für nichts. Sich das eine über Stunde lang anzuschauen, gleicht einer Aushalte-Probe. Wie lange hält man durch, bis man nicht mehr kann? Niemandem ist es hier zu verübeln, früher den Saal zu verlassen, da wirklich keine Erkenntnis dadurch verloren ist. Wo man sonst auch nach dem schlechtesten Film zumindest einen Gedanken mehr im Kopf hat, ist man hier am Ende mit einer komischen Leere konfrontiert. Diese Bilder bedeuten nichts. Aber statt den Kinosaal zu verlassen, kann man auch die Augen schließen und sich lieber den Bildern der eigenen Träume hingeben. Denn dazu liefert der Film immerhin die passenden Hintergrundklänge.
Wo verläuft also die rote Linie in Sachen KI und Kunst? Man muss sich nichts vormachen: In vielen Filmen stecken seit Jahrzehnten Algorithmen drin. Jedes Bild- und Ton-Programm benutzt sie und in dieser Art und Weise dient KI vor allem als Tool. Die Aufregung um The Brutalist war deshalb auch reichlich übertrieben. Ganz anders verhält es sich jetzt aber mit „What’s next?”. KI ist hier kein Tool als Teil eines Programmes, das in der Postproduktion verwendet wird, sondern der Kern und Erschaffer der Bilder, die wir sehen. Wer diesen Film sieht, spürt die Leere, die sich breit macht und diese Leere sollte sich dann auch möglichst schnell in Ablehnung transformieren. Das hat mit Kino nämlich nichts zu tun.
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