Wenn wir über Megalopolis reden, müssen wir zunächst über die Art sprechen, wie der Film aktuell von der Öffentlichkeit rezipiert wird. Denn als ich den Film diese Woche im Kino gesehen habe, war ich doch ziemlich verärgert und genervt von den Leuten um mich herum. Dabei war gar nicht das übliche Gerede mein Problem, sondern die Erwartung, mit der viele im Publikum an Megalopolis herangegangen sind. Es schien mir, als hätte sich herumgesprochen, dass dieser Film anders ist: “Unbeschreiblich!”, “Das musst du gesehen haben!” und wohl vor allem “So bad, it’s funny!”. Bereits mit der allerersten Einstellung vernahm ich von den Plätzen neben mir erzwungenes Gelächter, was sich fast über den gesamten Film ziehen sollte. Über jeden Satz wollte man lachen, jede Einstellung für das Werk eines Dilettanten halten. Man hätte denken können, sich in ein Screening von The Room verlaufen zu haben.

Bild: Courtesy of Lionsgate
Nun bin ich zunächst einmal dankbar für jeden, der ins Kino geht, besonders in Megalopolis. Dieser so eigensinnige Film, der sich nicht einordnen lassen will und alles andere als zugänglich ist für das breite Publikum und deshalb gerade wenig überraschend floppt. Doch ich finde, dass man diesem Werk auch Respekt gegenüber mitbringen und wenigstens den Versuch unternehmen sollte, es ernst zu nehmen. Francis Ford Coppola ist nicht Tommy Wiseau. Dieser Mann weiß, wie man Filme dreht, er weiß wie man große, ausladende Geschichten erzählt und genau deshalb ist das, was wir in Megalopolis sehen, kein Ausrutscher, kein Werk eines Verwirrten, der es nicht besser weiß. Jede Entscheidung, die hier getroffen wurde, ist bewusst so getroffen worden. Das ist alles so überladen, so drüber, so wirr, weil es das sein soll. Wenn Coppola gewollt hätte, dann hätte er auch einen “normalen” Film drehen können. Es ist eben keinesfalls so, als hätte er es nicht besser gekonnt. Wir müssen diese Bilder ernst nehmen und nicht drüber lachen! Coppola erzählt in Megalopolis eine Geschichte über einen Visionär, es geht um Ideen und Kreativität, so viel sollte jeder Zuschauer erkennen und genau das spiegelt sich auch in der Inszenierung, die mit so viel Gewohntem bricht. Ob das alles aufgeht und funktioniert, ist dabei eine ganz andere Frage, aber man muss bereit sein, sich diesen Bildern anzunehmen und sie nicht von Anfang zu verlachen, so wie ich es im Kino erleben musste.
Was sich hier zeigt, passt gut zu meinem Kommentar zum Post-Berlinale-Diskurs vor ein paar Monaten. Es fehlt die Fähigkeit, über Filme zu sprechen – auch hier. Wer in Megalopolis geht, um über den Film zu lachen, dem unterstelle ich, dass er das Kino in Wahrheit hasst. Man muss diesen Film nicht mögen, er ist vielleicht nicht mal gut, aber man muss ihn und seine Ästhetik ernst nehmen, sonst ist es nicht möglich, einen Diskurs zu führen. Denn genau das möchte Megalopolis ja mit uns tun: diskutieren über das, was wir vom Kino eigentlich wollen und was alles möglich ist. Visionen und Mut zum Scheitern haben, statt im ewig Gleichen zu verharren. Aber stattdessen scheint es im öffentlichen “Diskurs” über diesen Film nur darum zu gehen, wie schlecht der Film angeblich gemacht sei. Über Inhalte wird schon lange nicht mehr gestritten.
Hinterlasse einen Kommentar