Godzilla x Kong: The New Empire stellt unter Beweis, dass es das amerikanische Blockbusterkino eben doch braucht. Keine andere Filmindustrie würde einen Film wie diesen machen können, abgesehen von den enormen Kosten von ca. 135 Mio US-Dollar hat kein anderer Markt ein Profil, das einen solchen Film herbeibringen könnte. Japan hat sich von Godzillas spaßiger Vergangenheit größtenteils abgewendet und nimmt Godzilla so ernst, wie es zuletzt nur das Original von 1954 getan hatte. Mit einschlägiger Symbolik und Furcht und Schrecken regiert die Echse dort die Leinwand. In den Vereinigten Staaten dagegen ist Godzilla fest in der Franchise-Maschinerie eingebunden und wird im Stil der späteren Showa-Era Godzilla Filme als Beschützer der Erde verschiedensten Gegnern entgegengesetzt. Diese Filme, spätestens nach dem Vorgänger Godzilla vs Kong von 2021, zeigen, dass der klassische Monster-Brawl heute immer noch seine Berechtigung hat. Statt auf die Symbolik der Monster und die psychische Repräsentation von Godzilla und King Kong zu pochen, sind diese Filme vor allem visuelle Ansätze an diese Figuren.

Narrativ hat Godzilla x Kong nicht viel zu bieten, doch das ist auch nicht zwingend das Ziel des Films. Die Handlung wird viel mehr um die Setpieces der Monster herum konstruiert und existiert lediglich, um diese zu legitimieren und zu dramatisieren. Die menschlichen Figuren in diesem Film sind grob umrissene Stereotypen, die nur als Beihilfe zur Action fungieren und Anhaltspunkte dessen liefern, was gerade auf Handlunsgebene passiert. Es geht inhaltlich erneut um die Hohlerde, um uralte versteckte Zivilisationen, riesige Motten, aber die Details sind alles andere als wichtig. Durch die Überordnung der Bilder und Kampfszenen gegenüber dem Narrativ befindet sich Godzilla x Kong näher an amerikanischem Maximal-Kino der Sorte Michael Bay und Fast and Furious, als an seinem direkten Namensvetter aus Japan. Das setzt Regisseur Adam Wingard sehr konsequent und sehr erfolgreich durch: Godzilla und King Kong werfen einander in die Pyramiden von Gizeh, in Rio de Janeiro fliegen die Häuserblocks durch die Gegend, in der Hohlerde kämpfen fünf Kaijus gleichzeitig in Schwerelosigkeit gegeneinander. Es gibt kaum narrative Legitimation für die Umstände der Kämpfe, sie finden schlichtweg aus dem Grund so statt, weil es kreativ und visuell interessant ist. Die Bilder, die das Publikum so zu sehen bekommt, sind den Kinobesuch mehr als wert: Es steckt etwas basal befriedigendes in den Kämpfen dieser gigantischen Monster. Das Kino als Schauplatz für immense Action in Reinform.
Der Film operiert unter der Annahme, dass die beeindruckenden Bilder und Sequenzen, die er präsentiert, in sich genug sind, um die Laufzeit auszufüllen und eine Daseinsberechtigung zu bilden. Das Publikum ist komplizit in der Annahme dessen, dass das Spektakel in und für sich den Mehrwert des Films ausmacht. Wer von Godzilla x Kong ausformuliertes Figurendrama und bloß keine Plotholes erwartet, misst ihn an einem Maßstab, den der Film nicht erhebt. Er steht und fällt mit seinen Setpieces und diese überzeugen in ihrer puren Fähigkeit, enorm zu unterhalten. Es gibt kaum anderen Filme, die in Deutschland ins Kino kommen und von einer derartigen Losgelöstheit von einem Realitätsanspruch und narrativer Sorgenfreiheit strotzen. Ein wenig Eskapismus in die Hohlerde zu den großen Affenvölkern muss auch ab und zu sein. Der größte Vorteil, den der amerikanische Blockbuster hat, ist dass aufgrund seiner enormen Budgets niemand im westlichen Markt mit ihm konkurrieren kann. Wenn King Kong sich Baby Kong an den Füßen schnappt und ihn wie einen Nunchuck einem anderen Kong um die Ohren haut, dann kann das keine deutsch-französisch-niederländische Koproduktion gewesen sein. Das große Geld fließt in große Bilder und Wingard hat ganz genau verstanden, dass eben das den Reiz dieser Filme ausmacht. Solche Filme können nur ganz wenige Studios in wenigen einzelnen Ländern auf dieser Welt produzieren, deshalb sollte man sich darüber freuen, wenn sie so unverhohlen selbstbewusst daherkommen, wie hier.
Kritiker des Films werden sagen er sei hirnlos, unsinnig und albern, aber in meinen Augen sind das alles positive Attribute, die einen Film von dieser Sparte nicht schlechter machen. Solange die Kaiju-Action kracht, ist der Film ein Erfolg, und bei Godzilla x Kong kracht sie, und zwar sehr gut.
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